WAGNER
Bildhauerin
Caroline Wagner
Zeigeist schafft Abhängigkeit
Unabhängikeit ist zeitlos
Meine Arbeit ist der Ausdruck des unmittelbar geschauten Erlebnisses, der Wahrnehmung mit allen Sinnen. Ich sehe mich ausschließlich dem thematischen Vorwurf verpflichtet. Um dieser Verpflichtung zu entsprechen, ist die genaue Beobachtung und das Erfühlen des Wesentlichen notwendig. Diese emotionale Bewältigung des Themas kann jedoch nur dann zum Ausdruck gebracht werden, wenn auch die Fähigkeit zur Umsetzung besteht.


Einführung anlässlich der Ausstellung in der Schloßkirche Neusterlitz
Sehr freue ich mich, dass Sie so zahlreich zur Eröffnung der Ausstellung: „Die Natur in der Kunst“ erschienen sind.
Die Verbindung meiner Familie zu Neustrelitz begann mit meinem Großvater Karl Wagner. Er war Opernsänger und hat 1907 bis 1909 im großherzoglichen Theater gesungen. Vom Großherzog erhielt er eine Auszeichnung.
Vor 36 Jahren begann ich das Studium der Bildhauerei, bei meinem Vater Hansjörg Wagner. Er war Zeichner, Maler, Bildhauer und Grafiker.
In meiner Arbeit ist die Wirklichkeit bestimmend, die Verwesentlichung des Sichtbaren.
Die ersten Zeugnisse menschlicher Tierdarstellungen finden sich vor ca. 40.000 Jahren. Wir sind erstaunt über die Lebendigkeit und den Ausdruck der Schnitzereien oder Malereien. Die Darstellungen zeugen von der Einheit zwischen Mensch und Tier. Die Tiere werden nicht nur als Lebensgrundlage begriffen, sondern als Mitgeschöpfe. Die Natur und alles, was sie hervorbringt, wird als eine sich bedingende Einheit verstanden.
Diese Einheit ist bedroht. Die Natur wird zu dem Lieferanten.
Christian Morgenstern: „Ganze Weltalter der Liebe müssten vergehen, um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten.“
Äquivalent zum Verlust der Einheit steht eine Unzahl von Begriffen. Die Versachlichung durch den Begriff muss zur Distanz führen, Distanz zur Schöpfung, zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen. Der Verstand, als Quelle der Begriffe, führt in die Verständnislosigkeit.
Goethe sagt: „Die Natur ist ein ungeordnetes Chaos“.
Auf der Basis unsere Verstandes wird sich dieses Chaos nicht ordnen lassen, auch wenn die Erkenntnisse der Wissenschaft und Forschung diesen Schluss vermeintlich zulassen. Der Mensch ist allerdings nicht nur Verstandeswesen. In den Künsten wird das am deutlichsten. Die Entstehung einer Plastik kann man nicht planen oder errechnen. Es gibt kein Schema oder Zeitplan, nachdem der Bildhauer vogeht. Es ist die Idee, die alle Verinnerlichung und Können fordert, um die Materie zu überwinden, um eine Einheit mit dem Thema zu werden. Diese Verinnerlichung überträgt sich auf den Rezipienten. Das Thema hat Gültigkeit und steht außerhalb von Raum und Zeit.
Die Fähigkeit des Menschen künstlerisch zu denken und zu arbeiten zeigt, dass die Einheit nicht verloren ist.
Caroline Wagner, 7. Mai 2023



Caroline Wagner
Geboren in München, begann 1986 im Atelier ihres Vaters, dem Bildhauer und Maler Hansjörg Wagner, das Studium der Bildhauerei. Sie zog 1992 nach Stuttgart. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Berlin.
Seit 2002 Mitglied der „Accademia delle muse“ Florenz
Ausstellungen
2004 Gründung des Forums: „Sehen und Sagen“
Über das Wahre im Kunstwerk und das Kunstwerk als Ware…